ERSTE BEGEGNUNG ZWEIER KONTINENTE

Delegation der Schrenzerschule besuchte Partnerschule auf den Philippinen

 

Butzbach (pm). Durch das Nachrückverfahren des „Entwicklungspolitischen Schulaustauschprogramms“, kurz „ENSA“, erhielt die Schrenzerschule Butzbach eine Zusage zur Förderung einer Anbahnungsreise mit einer Schule in Tuy, Batangas auf den Philippinen, die ca. 100 km von der Hauptstadt Manila entfernt ist. Hierdurch wurde der IGS-Schrenzerschule Butzbach die Möglichkeit gegeben, erste Kontakte mit der Jose Lopez Manzano National High School zu knüpfen und sich für einen eventuellen späteren Schüleraustausch vorzubereiten. Dadurch ergab sich die einzigartige Gelegenheit für Schülerinnen und Schüler der Schrenzerschule, ihren kulturellen und sozialen Horizont zu erweitern und tief in die Kulturen beider Länder einzutauchen. Als Förderpartner unterhält die ENSA verschiedene Schulaustauschprogramme zwischen deutschen Schulen und Schulen in Entwicklungsländern im Auftrag des „Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“. Erstmalig wurde die IGS-Schrenzerschule Butzbach ausgewählt, eine Anbahnungsreise mit einer Schule auf den Philippinen durchzuführen. Bei dieser Anbahnungsreise war es wichtig, entsprechend den Förderrichtlinien maximal sechs Personen teilnehmen zu lassen, von denen mindestens zwei Schülerinnen und Schüler dabei sein mussten. In diesem Durchgang bildeten die Schüler Oscar Dodsworth, Theo Laue und Moritz Merseburg gemeinsam mit ihrem Lehrer Tim Nungesser und ihrer Lehrerin Jessica Groß die fünfköpfige Delegation aus Deutschland und werden im September 2024 die Delegation aus Philippinen in Deutschland willkommen heißen und bei sich aufnehmen.

Die Anbahnungsreise stand unter dem Thema „Nachhaltigkeit“, unteranderem mit Blick auf „Upcycling“, bei denen ungenutzte Dinge eine andere Funktion bekommen und wieder genutzt werden können. Dementsprechend stand während des Aufenthalts die intensive Auseinandersetzung mit diesen Schwerpunkten im Fokus. Programmpunkte waren beispielsweise das Einpflanzen von Bäumen und das Aushelfen im Schulgarten der 9. Klasse (Klasse 9 „Knowledge“). Zudem fand ein gemeinsamer Ausflug zur „Sweet Spring Country Farm“ des Ex-Senators Kiko Pangilinan in Alfonso, Cavite statt und der Besuch einer interessanten Upcycling-Ausstellung von Dr. Wilhelmina „Willie“ Garcia, einer bekannten Upcycling-Künstlerin in Intramuros, Manila. Neben gemeinsamen Ausflügen besuchten die deutschen Schüler den Unterricht ihrer Austauschschülerinnen und kamen in gemeinsamen Diskussionsrunden zusammen, um den Abbau von Vorurteilen gegen Andersdenkende, andere Kulturen und Umweltthemen zu bearbeiten und zu reflektieren.
Während ihres Aufenthalts auf den Philippinen lernten die deutschen Schüler die philippinische Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und den philippinischen Gemeinschaftssinn kennen. Unter anderem erkannten sie, dass insbesondere diese Werte das Leben der Menschen auf den Inseln prägen und ein wichtiger Teil ihrer Identität darstellen. So taten sich einige der Schüler schwer damit, sich der Esskultur der philippinischen Menschen anzupassen. Ein wichtiger Teil der Esskultur besteht aus dem Teilen des Essens, bei dem nicht jeder ein eigenes Gericht bestellt und dieses allein gegessen wird, sondern mehrere Gerichte für alle bestellt werden und diese wie eine Art Mini-Buffet geteilt werden. Aber auch andere kulturelle Aspekte waren auffällig und verwirrend. „Das Auffälligste, was ich auf den Philippinen gesehen und gelernt habe, war das `Pagmamano` oder `Mano´, – es ist eine Geste, mit der Ältere auf den Philippinen begrüßt werden. Um Respekt zu zeigen, bittet eine jüngere Person um `mano po ´, was „Ihre Hand, bitte!“ bedeutet und legt dann den Handrücken des Älteren leicht auf seine Stirn,“ sagte Oscar Dodsworth, einer der drei deutschen Projektteilnehmer. Die deutschen und philippinischen Schülerinnen und Schüler tauschten nicht nur Sprache und Kultur aus, sondern auch ihre persönlichen Erfahrungen und Geschichten. Gemeinsame Aktivitäten wie Gartenarbeit, Einpflanzen von Bäumen und sportliche Aktivitäten, wie Volleyball und Basketball stärkten die Verbindung zwischen den Jugendlichen beider Kulturen. Die philippinischen Projektteilnehmerinnen zeigten den deutschen Schülern traditionelle Straßen- und Kinderspiele wie ‚Piko‘ (Himmel- und Hölle Spiel) und ‚Patintero‘ (Block The Runner). Die Austauschschüler berichten, dass sie sich in einer neuen Umgebung zurechtgefunden und sich an die neuen Gegebenheiten angepasst haben. Eine für den Schüler Moritz Johann Merseburg interessante und unkonventionelle Erfahrung war die Nutzung des ‚Tabos‘. Es ist ein traditionelles Hygienewerkzeug vor allem zum Duschen, Baden und Reinigen des Badezimmerbodens auf den Philippinen. Ihre Nutzung forderte Merseburgs Selbstständigkeit und Flexibilität, „da aus dem Duschkopf nicht sehr viel Wasser rauskommt, nutzt man so einen Tabo während des Duschens.“ Durch den Austausch lernen die Schülerinnen und Schüler, ihre eigene Kultur aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Beispielsweise die Akzeptanz darüber, dass die Jose Lopez Manzano National High School jeden Montagmorgen zu einem verbindlichen Morgenappell einlädt, bei dem die Lernenden vor der philippinischen Flagge schwören und beten, verschiedene Hymnen singen und morgendliche Gymnastikübungen zum Aufwachen machen. Die Schüler entwickelten bereits nach wenigen Tagen in einem fremden Land ein tieferes Verständnis für die Vielfalt der Welt und entdeckten die grundlegende (Gast-)Freundlichkeit der Filipinos, ungeachtet ihres Status in der Gesellschaft. So bemerkten die Schüler die von Armut gezeichneten Lebensumstände der philippinischen Gastgeber schnell. Doch trotz ihrer offensichtlichen ärmlichen Verhältnisse wurden die Schüler herzlich empfangen, beschenkt und verpflegt. Das Erkennen wichtiger Werte trägt zu einer wertvollen Erfahrung bei. Da diese Erkenntnisse nicht spurlos an den Schülern vorbeigegangen sind, kann der Schüleraustausch zwischen Deutschland und den Philippinen durchaus als eine wertvolle Erfahrung bezeichnet werden. Solche Schüleraustausche erweitern nicht nur den Horizont, sondern ebnen einen Weg für Freundschaften über die eigenen kulturellen Grenzen hinweg. Sie bietet Möglichkeiten, die Welt mit neuen Augen zu sehen, sich des eigenen Besitzes bewusst zu werden und seine eigenen Wurzeln zu schätzen.

Die Teilnehmenden bedanken sich bei allen Beteiligten und hoffen, dass es den Schülern viel Spaß gemacht hat, die Menschen und ihre philippinische Kultur kennenzulernen. An dieser Stelle möchte sich die Schrenzerschule gerne bei ENSA bedanken, durch deren Hilfe der Schüleraustausch erst in die Tat umgesetzt werden konnte und die das Ganze finanziell und organisatorisch gefördert hat. Ein besonderer Dank auch an den Förderverein der Schrenzerschule Butzbach, durch dessen finanzielle Unterstützung ein 14-stündiger Zwischenstopp in Beijing/ Peking, China zu Gunsten der Reisegruppe genutzt werden konnte. Ein herzliches Dankeschön an die drei Schüler, die sich während der Reise angemessen präsentiert und sich in Bezug auf die philippinischen Umstände respektvoll verhalten haben. Dank auch an Herrn Nungesser und Frau Groß, die während der Reise mit Schweiß und Anstrengung immer zur Stelle waren.

Katharina Groß