Erste Begegnung zweier Kontinente – Der Gegenbesuch

Philippinische Delegation zu Gast an der Schrenzerschule

 

Vor wenigen Wochen fand nach langem Warten der Gegenbesuch der philippinischen Partnerschule in der Schrenzerschule Butzbach statt. Nachdem die integrierte Gesamtschule im April 2024 durch das Nachrückverfahren des „Entwicklungspolitischen Schulaustauschprogramms“, kurz „ENSA“, eine Zusage zur Förderung einer Anbahnungsreise erhielt, besuchte eine fünfköpfige Delegation der Schule die Jose Lopez Manzano National High School aus Tuy, Batangas, auf den Philippinen. 
Nachdem sich so die einzigartige Gelegenheit ergab, den kulturellen und sozialen Horizont zu erweitern, hieß die Schrenzerschule im September 2024 endlich die Delegation aus Philippinen willkommen.
In den sechseinhalb Tagen ihres Besuchs begleiteten die Schüler Oscar Dodsworth, Theo Laue und Moritz Merseburg gemeinsam mit Lehrer Tim Nungesser und Lehrerin Jessica Groß umfassend die philippinischen Schülerinnen Bernadette De Castro und Audrey Caunceran, ihre Schulleiterin Dr. Maricel Mercado und ihre Lehrerin Christina Arguelles.
Die Programmpunkte bezogen sich zunächst einmal auf die Auseinandersetzung mit dem deutschen Recycling-System, den kulturellen Austausch mit anderen Schülerinnen und Schülern, den Besuchen verschiedener Orte in Hessen und ein Treffen mit dem Butzbacher Bürgermeister und der philippinischen Generalkonsulin in Frankfurt am Main.
Den philippinischen Schülerinnen wurden die Verwertungsarten von abbaubaren und nicht abbaubaren Materialien nähergebracht. Dabei wurde die Mülltrennung und das Pfandflaschen-System näher betrachtet.
Im Schulalltag an der Schrenzerschule konnten die philippinischen Schülerinnen in einen unmittelbaren Austausch mit deutschen Schülerinnen und Schülern unterschiedlicher Klassenstufen kommen. Dabei wurde durch das Besuchen verschiedenen Unterrichts oder gemeinsame Treffen in der Schulmensa Raum zur Kommunikation geschaffen. Die deutschen Schülerinnen und Schüler der Schrenzerschule waren an den Umständen der philippinischen Austauschschülerinnen interessiert und zeigten eine zunächst verhaltene, dann aber immer steigende Neugierde. Zudem hielten die zwei philippinischen Schülerinnen eine Präsentation über die Philippinen.
Zusammen mit den deutschen Schülern und Lehrkräften wurde das Kennenlernen von Butzbach inklusive des Treffens mit Bürgermeister Michael Merle geplant. Außerdem fand der Besuch der Kurstadt Bad Nauheim, des philippinischen Konsulats und der philippinischen Generalkonsulin in Frankfurt, eine Stadtführung in Frankfurt, eine Besichtigung in Rüdesheim und der Besuch der Münzenburg statt.
Beim gemeinsamen Besuch im Rathaus wurden sowohl die philippinischen als auch die deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austauschs im Ratsherrensaal des Rathauses von Bürgermeister Michael Merle begrüßt. Dabei fand ein Austausch über die Stadtteile und Sehenswürdigkeiten der Stadt Butzbach statt. Es wurde ebenfalls über erste Unterschiede zwischen philippinischen und deutschen Schulen gesprochen. Besonders prägnant ist hierbei der Aspekt der Klassengröße und ihre Handhabung im Unterricht gewesen. Diese variiert erheblich: Die Klassengröße an deutschen Schulen liegt bei ca. 25 – 30 Schülerinnen und Schülern, während die Klassen auf den Philippinen teilweise mit 50 Kindern und Jugendlichen besetzt sind. Außerdem kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austausches auf die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel und Materialien zu sprechen. Die philippinische Schulleiterin Dr. Maricel Mercado bewunderte hierbei insbesondere die elektronischen Tafeln, Whiteboards mit Beamern oder auch die bloße Möglichkeit, den Unterricht für eine kleinere Anzahl Schülerinnen und Schüler zu gestalten.
Am Ende des Gesprächs bekamen beide Delegationen ein Präsent vom Bürgermeister höchstpersönlich überreicht: Eine Einladung zum Eisessen in einer Butzbacher Eisdiele.
Während des Aufenthalts der philippinischen Delegation fand ein Besuch des philippinischen Generalkonsulats und ein Treffen mit der Generalkonsulin Ivy Banzon Abalos statt. Die Schülerinnen und Schüler und auch die Lehrkräfte beider Schulen fanden sich in einem regen Austausch mit der Generalkonsulin wieder. Dabei wurden insbesondere Erfahrungen über die Begegnungsreise ausgetauscht und welche Ziele mit dieser verbunden sind. Insbesondere kam hier zur Sprache, wie diese die deutsch-philippinische Beziehung beeinflussen kann und welche persönlichen und allgemeinen Veränderungen durch die Erfahrungen nun möglich sind.
Am letzten Tag trafen sich alle Beteiligten für eine gemeinsame Abschlussreflexion. In dieser wurde über Gemeinsamkeiten und Unterschiede des deutschen und philippinischen Schulsystems, Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und Wünsche für weitere Durchgänge des Austauschs gesprochen.
Wichtige Reflexionspunkte stellten die Unterschiede des deutschen und philippinischen Schulalltags dar. So wurden die Erfahrungen im deutschen Unterricht als lehrreich empfunden. Geprägt wurden diese ebenfalls durch das als schön und gepflegt empfundene Erscheinungsbild des Schulgeländes, der modernen und geräumigen Klassenzimmer und der organisierten Räume. Insbesondere die Möglichkeit einer Technologie-Integration in den Unterricht und eine Erweiterung des Lernprozesses von Schülerinnen und Schülern stellte einen gewaltigen Unterschied zum Unterricht im philippinischen Schulsystem dar. Anders als dort, waren die meisten Klassenzimmer an der Schrenzerschule mit moderner Technologie ausgestattet. Auch die Wissenschaftsräume und die zur Verfügung stehenden Materialien zum Unterrichten und Lernen, wie beispielsweise Bunsenbrenner oder Experimentier-Brillen bilden einen großen Kontrast zu philippinischen Klassenräumen. Die meisten Wissenschaftsräume an den öffentlichen Schulen auf den Philippinen sind nicht annähernd so vollständig und funktionsfähig. Sie können aus finanziellen Mitteln leider kein großes Spektrum an Interessensverfolgung im naturwissenschaftlichen Rahmen anbieten.
Der gemeinsame Austausch zwischen Schulen zweier Kontinente zeigt, dass eine Kontaktaufnahme durchaus positive Folgen für die Weiterentwicklung aller Beteiligten hat. Bereits der erste Durchgang dieser Begegnungsreise war ein voller Erfolg.
Am Ende dieser Reflexionsrunde wurde den philippinischen Teilnehmerinnen ein von der Schrenzerschule ausgestelltes Zertifikat überreicht. Dieses kann dem Portfolio der philippinischen Schülerinnen und Lehrkräfte hinzugefügt werden.
In der zweiten Novemberwoche dieses Jahres nehmen die deutschen Beteiligten, inklusive der potenziellen Lehrkraft für den nächstmöglichen Durchgang an einem Abschlussseminar der „ENSA“ teil, um die gewonnen Erfahrungen der Begegnungsreise gemeinsam mit den finanziellen Unterstützern nachzubereiten.  

Katharina Groß