Schrenzerschüler besuchen Butzbaches Partnerstadt Versailles und Paris
ST.CYR/VERSAILLES/PARIS – Die Schüler- und Schülerinnen der Geschichtsreisen AG der IGS-Schrenzerschule in Butzbach sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Kenntnisse nicht allein aus Büchern zu schöpfen, sondern die Zusammenhänge durch eigenes Erleben und Erfahren zu erkennen. In diesem Schuljahr waren sie mehrfach an Orten, wie der Frankfurter Paulskirche, an denen die Demokratie in Europa ihre Anfänge hatte – nun besuchten sie mit ihrer AG-Leiterin, Jessica Groß, die Originalschauplätze der Französischen Revolution von 1789. Ermöglicht wurde diese Reise in die Geschichte in das prunkvolle Versailler Schloss, die Seinemetropole, Paris, und die Butzbacher Partnerstadt, St. Cyr L´Ecole, durch die finanzielle Unterstützung der Städtepartnerschaft der Stadt Butzbach und den Förderverein der IGS Schrenzerschule.
Der Höhepunkt des viertätigen Aufenthalts in Frankreichs Hauptstadt, Paris, und Butzbachs Partnerstadt, St. Cyr L´ Ecole. War der Besuch des Versailler Schlosses mit seinen mehr als 700 Zimmern, über 2000 Fenstern, den zahllosen Geheimgängen und dem großen Garten. Dieser ist achsensymmetrisch aufgebaut und mit schönen Statuen geschmückt. In dem Schloss befindet sich auch das berühmteste Gemälde des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Das Schloss ist an vielen Stellen innen und außen mit echtem Blattgold geschmückt und verziert. Der Spiegelsaal, als wichtigster Repräsentationssaal des Königs, ist unglaublich groß und spektakulär.
„Man konnte viel lernen und herausfinden, die Königsfamilie hat viele Feste gefeiert, teure Kleidung getragen – sie haben gezeigt, wie mächtig sie waren, nebenbei die Steuern von den Bürgern verlangt … aber die Bürger hatten nichts zu essen …“ beklagte Demian Cizmok. Mit dieser Aussage brachten die jungen Butzbacher die Ungerechtigkeit während der Epoche des Absolutismus auf den Punkt. Der Dritte Stand wurde unterdrückt und hatte keinerlei politisches Mitbestimmungsrecht, obwohl er die Last der Steuern alleine trug. Trotz allem waren die Jugendlichen von der Größe und dem Prunk in dem geschichtsträchtigen Schloss zutiefst beeindruckt, wie auch die 15-jährige AG-Teilnehmerin, Jasmin Neid, betonte: „An jeder Ecke gab es was zu sehen und zu lernen. Das Schloss in Versailles war so groß und von innen und von außen gesehen, so prunkvoll – viel zu viel Gold. Nun kann ich verstehen, dass die Bevölkerung rebellierte.“ „Diese Ungerechtigkeit führte zur Französischen Revolution“ schloss der Achtklässler Lukas Wigandt.
Die Frage ob die Königsfamilie es verdient hatte, während der Revolution zum Tode verurteilt zu werden, beschäftigte die Geschichtsreisenden sehr. Die Entscheidung, dass der König Ludwig XVI. und seine Frau Marie Antoinette hingerichtet wurden, fanden die SchülerInnen unfair, da es kein richtiges Gerichtsverfahren durchgeführt wurde. „Es gab damals kein richtiges Gerichtsverfahren wie heutzutage, man wurde sehr schnell geköpft (enthauptet) – durch die Guillotine. Die Rechtslage während der Französischen Revolution war auch sehr unfair.“, meinten die Schülerinnen Marie Fischer und Jasmina Wegner. „Was ist denn fair während der Zeit? Die Bürger wollten doch frei sein, wer war denn frei? Menschen- und Bürgerrechte? Man wurde doch hingerichtet, wenn man gegen Robespierre etwas gesagt hat … und das war während der Revolution, die Bevölkerung musste immer leiden, egal wer oben war“, meinte der 14-jährige Moritz Merseburg.
Durch die Führung der AG Leiterin wurden die SchülerInnen mit der Vergangenheit der Schreckensherrschaft konfrontiert. „Frau Groß hat uns die Conciergerie, das frühere Staatsgefängnis, gezeigt, wo die meisten Bürger gefoltert wurden, bevor sie hingerichtet wurden … Ludwig XVI. und Marie Antoinette waren auch hier inhaftiert“ erzählte die Schülerin Lina Maier .
Natürlich besuchte die Gruppe auch den Place de la Bastille, den Arc de Triomphe und den Louvre mit seinem ungeheuren Schatz an Kunstwerken. Dabei erfuhr die Schülergruppe vieles Wissenswerte über die geschichtlichen Zusammenhänge: Schon vor, aber vor allem während der Französischen Revolution diente die Conciergerie als Gefängnis und beherbergte bis zu 1200 Gefangene. Vom 2. April 1793 bis zum 31. Mai 1795 fanden dort die Sitzungen des Revolutionstribunals statt, während derer circa 2700 Menschen zum Tod verurteilt wurden. Zu den berühmten Gefangenen gehörten Marie Antoinette, Marie-Jeanne Dubarry, François Ravaillac, Georges Danton und Maximilien de Robespierre
Viele Errungenschaften der Französischen Revolution, die sehr fortschrittlich waren (z.B. die Einführung der Pressefreiheit), wurden durch eine radikale Einstellung und die Terrorherrschaft der Jakobiner wieder rückgängig gemacht. Danach neigte sich die Revolution dem Ende. Robespierre wurde hingerichtet, Napoleon Bonaparte entmachtete 1799 durch einen Staatsstreich die bestehende Regierung. Dies war das Ende der Französischen Revolution. Betrachtet man die Auswirkungen der Französischen Revolution auf die Entwicklung Europas, erkennt man, wie gewaltig diese waren. In der Französischen Revolution wurzelt das Gedankengut, welches seinen Ursprung in der Zeit der Aufklärung hatte. Sie brachte die Völker Europas dazu, Politik neu zu denken und neue Wege gehen zu wollen.
Ganz nebenbei lernten die jungen Frankreichreisenden, die in Gastfamilien untergebracht waren, auch etwas über die französische Lebensart und konnten ihre Sprachkenntnisse erproben und vertiefen. Mit etwas Verwunderung stellten sie beispielsweise fest, dass man zum Frühstück Kaffee aus einer „Schüssel“ trinkt. Einig waren sie sich auch darin, dass die Reise zwar sehr anstrengend war, sich aber gelohnt hat und dass sie sie jederzeit wieder machen würden.
Nun gestaltet die Schar der Geschichtsreisenden mit ihrer Lehrerin, Jessica Groß, eine Ausstellung, die am 11. Juli um 11 Uhr in der Mensa der IGS Schrenzerschule eröffnet wird.